43 - Sie kamen nach Bagdad by Agatha Christie

43 - Sie kamen nach Bagdad by Agatha Christie

Autor:Agatha Christie [Christie, Agatha]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-02T21:03:38+00:00


15

Die Bahnfahrt von Bagdad nach Basra hatte den ganzen Reiz des Neuen. Aber der Zug war keineswegs ein Express und Victoria hatte begonnen, sich ihrer westlichen Ungeduld bewusst zu werden, als er endlich ankam.

Ein Auto des Konsulats holte sie vom Bahnhof ab und fuhr sie zur Botschaft. Der Wagen rollte durch ein großes schmiedeeisernes Tor in einen wunderschönen Park und blieb vor einer Treppe stehen, die zu einem Balkon führte, der das ganze Haus umgab. Mrs Clayton, eine liebenswürdige, energische Frau, kam durch die Schwingtür aus Gitterdraht, um sie zu begrüßen.

»Wir freuen uns so, Sie bei uns zu sehen«, sagte sie. »Basra ist um diese Jahreszeit wirklich bezaubernd und Sie dürfen den Irak nicht verlassen, ohne es gesehen zu haben. Zum Glück ist jetzt kaum jemand hier – manchmal wissen wir wirklich nicht, wie wir alle unterbringen sollen, aber jetzt ist niemand hier außer Dr. Rathbones jungem Mann, der besonders sympathisch ist. Sie haben übrigens gerade Richard Baker verfehlt. Er ist abgereist, ehe ich wusste, dass Sie kommen.«

Victoria hatte keine Ahnung, wer Richard Baker war, aber er schien zum Glück im richtigen Moment abgereist zu sein.

»Er war einige Tage in Kuwait«, fuhr Mrs Clayton fort. »Das ist ein Ort, den Sie sehen müssten, ehe er verschandelt wird. Ich glaube, das wird leider bald der Fall sein. Jeder Ort wird früher oder später verschandelt. Was möchten Sie zuerst – ein Bad oder einen Kaffee?«

»Ein Bad bitte«, sagte Victoria dankbar.

Mrs Clayton sauste fort wie eine muntere Biene und Victoria nahm ein Bad und richtete ihr Gesicht und ihre Haare mit jener peinlichen Sorgfalt eines jungen Mädchens her, die bald den jungen Mann ihrer Träume Wiedersehen wird.

Wenn möglich hoffte Victoria, Edward zuerst allein zu sprechen. Mit dieser Absicht schlüpfte sie leise durch die Gittertür und bezog auf dem Balkon dort Stellung, wo sie Edward abfangen konnte, wenn er von seiner Tätigkeit, worin immer diese bestehen mochte, zurückkam – vermutlich von einem Kampf mit den Zollbeamten.

Der erste Ankömmling war ein großer, hagerer Mann mit einem nachdenklichen Gesicht. Als er die Treppe heraufkam, schlüpfte Victoria um die Ecke des Balkons. In diesem Augenblick sah sie Edward durch eine Gartentür hereinkommen, die auf die Flussschleife hinausging. Victoria lehnte sich über den Balkon und ließ ein längeres Zischen hören. Edward (der nach Victorias Ansicht attraktiver aussah denn je) wandte jäh den Kopf und sah sich suchend um.

»Pst! Hier oben«, zischte Victoria leise.

Edward hob den Kopf und ein Ausdruck sprachloser Verwunderung malte sich auf seinen Zügen.

»Du lieber Himmel«, rief er. »Das kann doch nicht wahr sein … das ist ja Charing Cross!«

»Still! Warten Sie auf mich. Ich komme hinunter.«

Victoria eilte um den Balkon herum, die Treppe hinunter und das Haus entlang um die Ecke, wo Edward gehorsam stehen geblieben war. Der Ausdruck der Verblüffung war noch nicht von seinem Gesicht gewichen.

»Ich kann doch so früh am Tag noch nicht betrunken sein«, sagte Edward. »Sie sind es wirklich?«

»Ja, es ist ich«, sagte Victoria glücklich und ungrammatikalisch.

»Aber was treiben Sie hier? Wie sind Sie hergekommen? Ich dachte, ich würde Sie nie Wiedersehen.



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